Der Weg in die Selbstbestimmung
„Du Opi“, sprach mich Puri mich an, als wir Abends im Foodcircle saßen, „Kannst Du uns bitte noch eine Geschichte von damals erzählen? Das war total spannend vorhin. Mauro, bat mich, Dich doch einmal zu fragen, was Ihr unternommen habt, um wieder frei zu sein.“
„Ja, hole doch die anderen Kinder und lass uns am Lagerfeuer Platz nehmen.“, sage ich zu Puri.
„Was habt ihr gemacht, damit ihr heute euer Essen selber anbauen könnt, wo habt ihr das Land her?“, frage der Junge aus Guatemala.
„Puh, das ist eine lange Geschichte“, antwortete ich.
„Ja, bitte erzähl sie uns, Opi“, stammelte Puri.
„Na gut, schaun wir mal, wie weit wir kommen. Also damals gab es noch Grenzen. Das sind so eine Art Zäune, die um ein Land wie sie zum Beispiel um Portugal errichtet wurden. Auf der anderen Seite der Grenze war dann Spanien. Auch Guatemala hatte solche Grenzen. Damals haben in Portugal noch alle Portugiesisch gesprochen, während in Spanien Spanisch gesprochen wurde. Das war eine sehr ähnliche Sprache aber sie benutzte für die selben Gegenstände andere eigene Wörter. Auch in Guatemala wurde Spanisch gesprochen. Aber zusätzlich wurden auch noch 42 andere Sprachen und Dialekte in Guatemala gesprochen, so daß es schwierig war, miteinander zu kommunizieren. Wir haben früher in Deutschland Deutsch gesprochen und in England sprach man Englisch. Heutzutage wird überall auf der Welt Englisch gesprochen. Nur die Ureinwohner sprechen noch die Landessprache.“
„Jedes Land hatte ein Regierung. Dort waren Menschen, die über das jeweilige Land regiert haben...die haben bestimmt, was wir machen dürfen und was nicht. Wir mussten der Regierung damals Geld geben, damit sie für uns alles geregelt hat. Viele von uns waren damit gar nicht einverstanden, dass sie die Hälfte ihres hart verdienten Geldes an die Regierung abgeben mussten, weil die Regierung ihrer Meinung nach das Geld nicht für das Richtige ausgegeben hat. Ein paar Dinge haben natürlich Sinn gemacht, zumindest solange man noch an das System geglaubt hat. Viele Menschen glaubten aber nicht mehr an dieses System, weil sie sich ausgebeutet fühlten. Und das zu Recht, wenn man das mal mit Heute vergleicht. Heute müssen wir kein Geld mehr an eine Regierung abgeben. Wir haben nämlich gar keine Regierung mehr und Grenzen haben wir auch nicht mehr. Das wurde irgendwann alles überflüssig.“
„Nun werde ich euch aber mal erzählen, wie wir das gemacht haben“, grinste ich.
„Nun fang schon an.“, stammelt Puri ganz ungeduldig, wohl missend was nun kommt.
„Wir hatten in Deutschland so ein Gesetzbuch, das nannte sich Grundgesetz. Dieses Grundgesetz haben wir ein paar Jahre nach der Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland, als zur Verfassung erhoben, nur haben dort einen einzigen Artikel angepasst, so dass ab sofort Gesetze nur noch per Volksabstimmung verabschiedet werden konnten.“
„Durch diese kleine Anpassung hatten wir als Menschen wieder die Kontrolle über alle Entscheidungen im Land. Als erstes haben wir unnötige Gesetze abgeschafft, die nur entstanden sind um die großen Firmen zu unterstützen, damit diese noch mehr Geld machen können. Dann haben wir erfolgreich über ein Grundeinkommen abgestimmt. So dass jeder Mensch in Deutschland, egal ob arm ob reich, ob schwarz ob weiß, jeden Monat genug Geld bekam, um davon Miete, Essen, Trinken usw. zahlen konnte. Damit konnten die Menschen endlich sagen NEIN, für diese Firma arbeite ich nicht mehr. Das hatte dann zur Folge, daß als erstes die Rüstungsindustrie stillgelegt wurde, weil keiner mehr Waffen bauen wollte, da diese nur benutzt wurden, um andere Menschen und Tiere zu töten.“
„Prima, prima, priMAAA“, jubelten die Kiddies.
„Opi, das war eine tolle Geschichte,“, sagte Puri begeistert.
„Wartet, es geht noch weiter.“, lenke ich ein.
„Wir haben für ein Gesetz abgestimmt, das es uns verbietet, Lebewesen zu töten. Das bedeutet, keine Kriege mehr, keine Tiere mehr töten und auch nicht in Massentierhaltung verenden lassen. Nun gab es zwar kein Fleisch mehr zu essen, aber da gewöhnten sich die Menschen ganz schnell dran. Das hatte dann zur Folge dass ein ganzer Industriezweig verendete. Auch in der Medizin wurden immer weniger Ärzte benötigt, weil kaum jemand krank wurde. Hat sich keiner mehr Stress gemacht, oder sagen wir mal, die Chefs konnten die Mitarbeiter nicht mehr beliebig rumschikanieren, weil die ansonsten einfach die Arbeit niedergelegt hätten.“
„Das hört sich toll an, ich bekomme Gänsehaut, wenn du davon erzählst.“, sagt Jo.
Ich hatte gar nicht bemerkt, das sie sich zu uns gesellt hatte.
„Kinder, könnt ihr euch vorstellen, was sich sonst noch alles geändert hat, nachdem wir Menschen wieder das Zepter in der Hand hatten?“, fragt Jo.
„Was ist mit dem Land geworden, das den anderen gehört hat?“, fragt ein Junge.
„Die Landbesitzer wurden enteignet und jedem Menschen wurde eine Parzelle zugeteilt, auf der er dann Essen anbauen konnte. Auch wurden die Firmen enteignet, die Wohnhäuser besaßen. Man durfte nur noch eine einzige Wohnung besitzen, Firmen durfte keine Wohnung mehr besitzen, die anderen Wohnungen wurden an Obdachlose, Flüchtlinge und an Menschen abgegeben, die dort wohnen wollten. Mieten wurden komplett abgeschafft. Niemand musste mehr Miete zahlen. Wollte man lieber ein kleines Haus auf seinem Land bauen, so war auch dies erlaubt. Damals gab es ja schon diese Tiny Houses. Das Gesetz wurde so abgeändert, dass diese kleinen Häuser statt eines Fahrwerks nun auch ein Fundament haben durften. Man konnte sich also selber sein eigenes Haus bauen.“, erzählt Jo.
„Könnt ihr euch vorstellen, was es bedeutet, wenn so etwas erfolgreich in einem Land umgesetzt wurde?“, frage ich.
„Ja“, sagte eines der Kinder, „Die anderen Länder wollen das auch.“
„Genau“, sagte Jo, „faste alle europäischen Länder, bis auf die Schweiz, hatten innerhalb von 5 Jahren auch ein Grundeinkommen. Auch in den USA und Südamerika wurde es dann irgendwann eingeführt. Am Ende hatte selbst die Schweiz dieses Einkommen.“
„Könnt ihr euch vorstellen, was sich noch so geändert hat?“, fragt Jo.
„Hm, die Menschen hatten wieder Spaß zu arbeiten?“, fragt eines der Kinder. „Ja genau“, erwiderte ich, „jeder tat ab sofort nur noch das, was ihm am meisten Spaß machte. Wir nannten es auch nicht mehr Arbeit. Einige haben den Weg hin zur Kunst entdeckt. Andere haben sich Zeit genommen, Menschen zu helfen, einen Sinn im Leben zu finden.“
„Euer Opa, ist einer dieser Menschen, dem geholfen wurde“, witzelte Jo, „Ich habe ihm seinerzeit viel Zuneigung gegeben und ihm seinen Platz im Leben gezeigt.“
„Ja, Omi meint den Platz neben ihr.“, scherze ich, „Nein, Spaß...eure Omi hat mir damals gezeigt, was meine Gaben sind. Jeder Mensch hat irgendwelche Gaben und Talente. Hat er sie gefunden, dann fließt das Leben. Und Omi, hat so ihre schamanischen Methoden, um diese Gaben zu sichten.“, erzähle ich.
„Selbst Arbeiten wie das Beseitigen von Müll oder das Putzen von Wohnungen und Geschäften hat den Menschen wieder Spaß gemacht, da gerade diese Arbeiten sehr gut bezahlt wurden, da sie ansonsten keiner mehr gemacht hätte. Man mußte auch nicht 8 Stunden am Tag arbeiten und schon gar nicht 5 Tage die Woche, weil man hatte ja eigentlich genug Geld zum Leben. Durch die Arbeit hat man sich halt etwas dazu verdient, um auch mal im Wohlstand leben zu können.“
„Aber wenn keiner mehr gearbeitet hat, woher kamen dann die ganzen Sachen, wie Spielzeuge und Essen und Fernseher usw?, will eines der Jungs wissen.
„Nun, zum einen wurde schon damals 80% der Arbeit von Maschinen übernommen und zum anderen gab es nicht mehr so viel Leute, die Werbung gemacht haben. Einige unnötige Dinge wurden gar nicht mehr produziert, weil sie eh keiner brauchen konnte. Und so pendelte es sich langsam ein, das es nur noch produktive Arbeit gab. Auch Bürokratie wurde langsam abgebaut. Es gab zum Beispiel keine Arbeitsämter mehr, das Finanzamt hat dann auch langsam kein Sinn mehr gemacht, weil wir die Einkommensteuer abgeschafft haben und nur noch die Mehrwertsteuer hatten, um quasi die Maschinen zu besteuern.“
„Habt ihr damals wilde Partys gemacht, nach dem alles so toll war?“, will eines der Mädchen wissen.
„Wir haben traditionell jeden Sonntag im Mauerpark in Berlin eine riesige Party gemacht und das haben sich dann die Menschen aus den anderen Städten abgeschaut. Ja“, antwortete Jo.
„Aber, wann habt ihr denn das Geld komplett abgeschafft?, möchte einer der Väter der Kids wissen. Er hatte sich zu uns gesellt, weil er seine beiden Kleinen abholen wollte.
„Das Geld...ja...das war ein langwieriger Prozess.“, erwähne ich.
Mit den Worten, „Wir haben Camp Eden damals aufgebaut und dort haben wir Geld nur noch benutzt, um Werkzeuge, Salz und einige andere wichtige Dinge zu kaufen, die wir selbst nicht herstellen konnten. Aber davon erzähle ich dann Morgen. Es ist schon spät geworden und wir wollen noch ein wenig Musik machen und tanzen. Sprecht mich doch morgen noch einmal auf das Thema an.“, beende ich die Runde.
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